Die Chinesische Nachtigall (Sonnenvogel)
Systematik Klasse : Vögel (Aves) Allgemeines Der Sonnenvogel, der sowohl als Chinesische Nachtigall als auch Chinanachtigall bezeichnet wird, ist eigentlich keine „echte“ Nachtigall. Er gehört eigentlich zu der Familie der Timalien. Der schöne einmalige, einfallsreiche, wenn auch manchmal beinahe etwas zu laute Gesang, brachte ihm den Namen Chinesische Nachtigall.
Geschlechtsbestimmung Die Geschlechter bei Sonnenvögeln sind sehr schwierig zu unterscheiden. Das Gefieder des Männchens ist dunkelolivgrün und wird zum Rücken hin etwas gräulicher. Die Unterseite ist grau und geht bis zum Schwanz hin in eine grauweißliche Farbe über. Die Kehle ist gelb und von einem orangefarbigen Brustband umhüllt. Die Augenumgebung ist weiß durchsetzt. Sehr putzig sehen auch die sich rechts und links am Schnabel befindlichen Bartstreifen aus. Der schwarze Schwanz weist beim Männchen eine schmale weiße Querbinde. Diese fehlt bei den Weibchen ganz oder ist nur etwas ausgeprägt. Sonst gleicht das Weibchen dem Männchen, ist in der Farbgebung allerdings etwas weniger intensiver gefärbt. Am Sichersten kann man die Geschlechter dennoch unterscheiden wenn man die Tiere kurze Zeit einzeln im Käfig hält. Das Männchen wird sofort beginnen sein Lied vorzutragen während das Weibchen eher klagende Töne von sich gibt.
Lebensraum in der Natur Sonnenvögeln begegnet man von der nordwestlichen Himalajaregion bis Süd - China. Ihr natürlicher Lebensraum liegt in den Höhen von 1500 bis 3000 Metern. Truppartig halten sie sich außerhalb der Brutzeit im Unterholz von dichten Laub-, Bambus- und Nadelwäldern auf.
Verhalten – Stimme – Gesang Der Sonnenvogel ist ein geselliger Volierenvogel. Früher wurde er sehr oft alleine im Käfig wegen seiner Farbenpracht und hauptsächlich dem Gesang gehalten. Dieses sollte aber nun nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern die artgerechte Haltung. Diese sieht so aus dass man die Sonnenvögel paarweise in einer gut bepflanzten Voliere hält. So kann man ihre anmutigen raschen Bewegungen sehen. Besonders schön ist es zu beobachten wie sie sich eng aneinander gekuschelt das Gefieder gegenseitig pflegen. Der Gesang des Männchens ist ein kräftiges, abwechslungsreiches Flöten, welches schon fast eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gesang der Mönchsgrasmücke hat. Das Weibchen lockt mit Pfiffen, aber in einer etwas anderen Tonart.
Haltung und Unterbringung in Menschenobhut Bei einer artgerechten Unterbringung und abwechslungsreicher Ernährung sowie Pflege hat man jede Mange Spaß mit den nach einer Eingewöhnungszeit relativ friedlichen neugierigen und zutraulichen Sonnenvögeln. Am Besten ist eine Voliere geeignet mit entsprechender natürlicher Bepflanzung. Bei den grünen Pflanzen ist der Vogel nicht nur geschützt sodass er sich bei evtl. Streitereien verstecken kann, sondern es entstehen auch unzählige neue Nistmöglichkeiten. Abgesehen davon kommen bei dem dunklen Hintergrund der Pflanzen die Farben des Sonnenvogels recht schön zur Geltung. Baden ist ihre Lieblingsbeschäftigung und wird oft mehrmals am Tage wahrgenommen. Sie machen es so ausdauernd, dass sie kaum mehr fliegen können und um die Badeort alles nass wird. Werden bei großer Hitze die Sträucher bewässert, so lassen sie sich auch gerne besprühen oder huschen durch die besprühten Pflanzen. Meine Sonnenvögel habe ich paarweise in einer gut bepflanzten Voliere untergebracht. Alle Außenvolieren sind natürlich bepflanzt mit Buchsbaum, Holunder, Ilex, Thuja etc. Durch die Bepflanzung mit den verschiedensten Gewächsen habe ich die Volieren von oben offen gelassen (also nur das Drahtgeflecht) . Die Seiten werden im Frühjahr zusätzlich noch mit Kiefernästen ausgeschmückt. Dort werden Nisthilfen (Säbelsche Nistklötze, Kaisernester und Kanariennistkörbchen) in verschiedener Höhe befestigt. Als Nistmaterial gebe ich kurzes Rosshaar, Sisal- und Kokosfasern, Pflanzenwolle von Disteln oder Löwenzahn und Scharpie. Ferner wird auch Moss genommen. Verträgt sich das Paar, wird es bald mit der Balz und der Paarung, dann mit dem Nestbau und schließlich der Eiablage beginnen. Übrigens: Sonnenvögel sind zwar winterhart, aber dennoch sollte ein frostfreier Schutzraum zur Verfügung gestellt werden. Dieses kann man relativ leicht durch einen Frostwächter erzielen.
Fütterung Als Hauptfutter reiche ich täglich eine selbst hergestellte Weichfuttermischung, welche abwechselnd mit Hüttenkäse, geriebenem Apfel oder Karotte oder Magerquark angereichert. Somit ist es noch bekömmlicher und wertvoller. Jedoch sollte das fertige Futter dann nur erdfeucht und leicht krümelig sein. Auch klein geschnittenes Grün wie Salat, Löwenzahn oder Vogelmiere kann man unter das Weichfutter mischen. Im Kühlschrank hält es sich etwa eine Woche, so dass man sich einen kleinen Vorrat erstellen kann. Ich bereite es dennoch jeden morgen frisch zu. Das ganze wird durch Früchte , Beeren und Obst ergänzt. Im Winter mische ich unter das oben beschriebene Weichfutter mit ein paar mit einem Vitaminpräparat benetzte Mehlwürmer. Abwechselnd können diese mit Futterkalk oder Bierhefe bestäubt werden, was durch das Vitaminpräparat gut an ihnen haftet. Im Frühjahr ergänze ich das Weichfutter abwechselnd mit gekochtem Rinderherz, Eigelb usw., Vitamine als Zusatz zum Trinkwasser werden nicht gerne genommen, auch behalten sie oft nur kurz ihre Wirkung. Nun ist es an der Zeit die animalische Kost langsam zu erhöhen. Als Lebendfutter stehen hierbei zur Verfügung: Ameisenpuppen, Ameisen, Mehlwürmer (mit Vitaminpräparat behandelt), Pinkymaden oder andere Fliegenmaden, Wachsmottenlarven, Mückenlarven, Drohnenbrut usw. Um möglichst gut an fliegende Insekten zu gelangen, habe ich im Garten 2 Lebend-Insektenfallen installiert. Somit stehen den Sonnenvögeln und natürlich den Jungen frisch gefangene Insekten zur Verfügung. Ebenso wird frisches Wiesenplankton sehr gerne aufgenommen und an die Jungtiere verfüttert. Im Herbst wird die animalische Kost wieder stark reduziert und dafür mehrere Beeren zugefüttert, welche uns dann ja in reichhaltiger Auswahl zur Verfügung stehen. Sehr schnell wird man feststellen, welche Sorten bevorzugt werden. Sehr gerne wird Feuerdorn, Liguster etc. aufgenommen. Auch nicht verschmäht werden die Holunderbeeren, welche sowieso in meiner Voliere vorhanden sind. Eine Auflistung der Futterpflanzen finden Sie hier. Da sich in der Voliere auch noch verschiednen Körnerfresser befinden, können die Chinesischen Nachtigallen auch deren Futter unbegrenzt aufnehmen. Abgesehen von dem oben aufgeführten Futter stehen den Sonnenvögeln auch Salat, Apfel oder Birne und generell die verschiedensten Obstsorten zur Verfügung. Sehr gerne werden auch Leckerbissen wie z.B. Melone, Orangen, Mandarinen etc. vernascht. Weiterhin bekommen alle meine Vögel zur freien Aufnahme eine Feuchtmischung aus Laubwalderde und Grit. Hier scharren sie umher und picken sämtliche Kleinlebewesen heraus. Täglich frisches Wasser zum Baden und Trinken getrennt dürfte wohl selbstverständlich sein.
Zuchtvorbereitungen Hierzu gehört wie schon oben beschrieben hauptsächlich die Umstellung des Futterangebotes. Ab Ende März / Anfang April muss der Anteil an Lebendfutter immer mehr und mehr gesteigert werden. Zusätzlich empfielt es sich in den Schutzräumen oder Innenvolieren die Lichtdauer langsam auf eine Dauer von 15 Stunden pro Tag zu erhöhen. Hierdurch bringt man die Vögel in Brutstimmung, was auch in der Natur durch das wachsende Nahrungsangebot und das längere Tageslicht ausgelöst wird.
Zärtlichkeitsfüttern Beim Zärtlichkeitsfüttern bettelt das Weibchen das Männchen wie ein Jungvogel an, es macht sich klein und sperrt von unten her mit zitternden Flügeln, während das Männchen sich groß macht und von oben her aus dem Kropf füttert.
Halmbalz Je nach dem wie stark der Wachstum der Gonaden fortgeschritten ist, beginnt das Männchen dem Weibchen einen Halm -wie beim Schnabelflirt- anzubieten. Der Hahn bringt der Henne kleine Geschenke in Form von Zweigen oder Halmen. Die Halmbalz soll zum Gleichklang beider Geschlechter führen. Ist es soweit, fliegen beide Partner mit Nistmaterial gemeinsam umher.
Nestbau Sind die Zuchtvorbereitungen getroffen, das Paar harmoniert und ist in Brutstimmung, wird nun langsam das Nest gebaut. Hierzu ist es auch ratsam verschiedene Nisthilfen in verschiedenen Höhen zu befestigen. Gerne werden von den Sonnenvögeln Kanariennistkörbchen, Kaisernester oder Säbelsche Nistklötze verwendet. Ab und an werden auch freistehende Nester errichtet. Da diese meist nicht so fest und gut gebaut sind, muss man schauen dass das Nest nicht auseinanderfällt und somit die Brut nicht stattfinden kann. Für die Wahl des Nistplatzes ist das Männchen zuständig. Wird der Platz vom Weibchen akzeptiert, wird das Nest vom Weibchen erstellt. Hierzu werden gerne Scharpie, Kokosfasern, Heu, Tierfedern oder Moos genommen.
Ei / Gelege Ist das Nest gebaut, wird vom Weibchen jeden Tag in den frühen Morgenstunden ein Ei gelegt. Dieses ist weißlich gefärbt und mit hellroten Flecken versehen. Ein Gelegt besteht aus 3 – 4 Eiern. Nach dem 3. Ei wird meistens von beiden Elterntieren fest gebrütet. Chinesische Nachtigallen machen in Menschenobhut zwei bis drei Jahresbruten. Mehr sollte man auch nicht zulassen, da hier besonders das Weibchen zu sehr beansprucht wird.
Schlupf / Aufzucht Nach einer Brutdauer von etwa 13 Tagen schlüpfen die Jungen Sonnenvögel. Nun werden von beiden Elterntieren kleinere Insekten gefüttert, die ich zur Verfügung stelle. Hier eignen sich am Besten Fruchtfliegen, Heimchen in verschiedenen Größen, Mehlwürmer, GEtreideschimmelkäferlarven, Drohnenbrut, Lichtfallenbeute, Wiesenplankton etc. Bei den Sonnenvögeln wird der Kot der Jungen die ersten 4 Tage von den Elterntieren verschluckt. Nach etwa 5 Tagen wird er vom Nest in etwas weiterer Entfernung irgendwo abgelegt. Nun öffnen sich auch die Augen der Jungvögel. Ab diesem Zeitpunkt werden immer mehr und mehr größere Insekten und Lebewesen verfüttert. Die Beringung der kleinen Sonnenvögeln sollte am 6. Tag mit entsprechenden Ringen erfolgen. Dieses kann aber allerdings einige Probleme bereiten, da die Elterntiere ihre Kleinen sehr oft danach aus dem Nest befördern. Hier empfiehlt es sich, die Ringe zu schwärzen oder abzukleben. Die Nestkontrollen sollten ab dem 9. Tag nicht mehr stattfinden, da die Jungen sonst frühzeitig das Nest verlassen. In der Regel verlassen die Jungtiere ab dem 12. Tag das Nest und werden von den Eltern weiterhin gefüttert. Die Fütterung übernimmt nun mehr und mehr das Männchen. Das Weibchen übernimmt in der Zwischenzeit die Folgebrut. Mit etwa 30 Tagen sind die Jungen selbständig und nehmen eigenständig ihre Nahrung auf. Nun sollten sie auch aus der Zuchtvoliere entfernt werden, um die Folgebrut nicht zu stören.
Ausklang Chinesische Nachtigallen sind in der Haltung und Ernährung sehr anpassungsfähig und weniger problematisch. Ihre leuchtend schöne Farbe kommt erst in der Voliere bei entsprechender Bepflanzung richtig zur Geltung. Durch ihr ausgeprägtes Sozialverhalten macht es Spaß sie bei der gegenseitigen Gefiederpflege zu beobachten. Dicht aneinandergekuschelt schlafen sie nachts im Geäst was immer sehr schön ausschaut. Leider sind sie "Sturköpfe" und machen in einem Jahr alles zur Zufriedenheit des Pflegers, im anderen Jahr bei gleichen Bedingungen wieder nicht....
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