Der Seidenschwanz

Systematik Klasse: Aves ( Vögel )
Ordnung: Passeriformes ( Singvögel )
Familie: Seidenschwänze ( Bombycillidae )
Gattung: Seidenschwänze ( Bombycilla )
Wissenschaftlich: Bombycilla garrulus

 

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet des europäischen Seidenschwanzes beschränkt sich auf Nordskandinavien und Nordrussland. Nach Mitteleuropa kommt er ab und an im Winter. Etwa alle 7-10 Jahre erscheint er fast invasionsartig bei uns in Deutschland.

 

Lebensraum in der Natur

Zur Brutzeit hin bewohnt der Seidenschwanz am liebsten Nadel- und Birkenwälder mit Beerensträuchern im Unterbewuchs, in der Regel an feuchten Standorten (Mooren) oder in Gewässernähe. Sein Nest baut er dann in kleinwüchsige Fichten mit üppigem Bartflechtenbehang, meist liegt der Brutplatz in Gewässernähe oder am Waldesrand.

 

Beschreibung / Geschlechtsbestimmung

Der ca. 18cm große Seidenschwanz ist rötlichbraun mit deutlicher Federhaube. Das Stirnband, ein Augenstreif, der bis an den Hinterkopf verläuft sowie ein Kehlfleck, ist schwarz.

Auf den Flügeln befinden sich weiße und gelbe Abzeichen sowie rote Hornplättchen.

Der schwarze Schwanz endet mit einer gelben Binde. Die Unterschwanzdecken sind zimtbraun.

Das Weibchen hat weniger und kleinere Hornplättchen, die gelbe Schwanzbinde ist schmaler. Vom Gesamten her ist es kleiner und zierlicher, auch die Federhaube ist etwas kleiner. Die Jungvögel sind blass gefärbt und haben keinen schwarzen Kehlfleck. Der Schnabel ist hornfarben.

Eine sichere Geschlechtsbestimmung lässt sich meines Erachtens allerdings am Besten durch eine DNA-Geschlechtsbestimmung machen.

 

Haltung in Menschenobhut / Zucht

Meine Seidenschwänze halte ich paarweise in Aussenvolieren, die zu etwa einem drittel überdacht sind. Da der Seidenschwanz anderen Vögeln gegenüber sehr friedlich ist, habe ich ihn mit mehreren anderen Vogelarten vergesellschaftet und bisher noch keine Streitereien festgestellt.

Um Seidenschwänze zur Brut zu bewegen, gibt es verschiedene Meinungen der Züchter. Die einen sagen, man benötige wenigstens zwei Paare, die sich gegenseitig stimulieren und zur Brut anregen, andere schwören darauf, die Volieren nachts beleuchtet zu haben für die Seidenschwänze. Wieder andere haben zwei oder drei Paare zusammen in einer großen Außenvoliere. So haben sie angeblich die besten Erfolge erzielt. Ich denke, da sollte jeder Züchter seine eigenen Erfahrungen machen. Ich kenne Züchter, bei denen funktioniert es mit der einen Variante ganz gut. Andere Züchter wiederum haben ein anderes Patent, wieder andere haben ihr Zuchtpaar alleine und nachts nicht beleuchtet und es klappt auch. Ich denke, das kommt ganz auf das Zuchtpaar an und ob die Bedingungen generell stimmen.

Seidenschwänze beginnen recht spät im Jahr mit der Brut, meist erst im Juni. Das Weibchen interessiert sich für bestimmte Nistplätze. Ich habe hier in meinen Volieren verschiedene Nistmöglichkeiten in Form von diversen Nistkörbchen in unterschiedlichen Größen angebracht. Wenn das Paar und alles andere herum gut harmoniert, beginnt das Männchen mit der Balz und versucht, seinem Weibchen einen Mehlwurm mit dem Schnabel zu übergeben. Dabei ist seine Haube aufgestellt und die Flügel hängen herab. Dieses Spiel wiederholt sich mehrere male am Tag. Nimmt sie ihm den Wurm ab, so ist dies meist schon die halbe Miete, um zum Nestbau zu schreiten.

Aus Kokosfasern wird vom Weibchen der Unterbau des Nestes errichtet. Ausgepolstert wird dieses dann mit Scharpie, Tierhaaren, Moos und Federn. Ist das Nest fertig, legt das Weibchen im Abstand von jeweils einem Tag ihre 3-5 hellblauen und mit schwarzgrauen Punkten gefärbten Eier, die sie alleine bebrütet. Während dieser Zeit wird sie vom Männchen am Nest mit Futter versorgt. Fast regelmäßig kommt es aber zur eigenständigen Nahrungsaufnahme an den Futtertisch.

Nach 14-15 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Ab jetzt füttern beide Elterntiere Mehlwürmer in verschiedenen Größen, Pinkies, Drohnenbrut, Getreideschimmelkäferlarven, Fruchtfliegen, Lichtfallenbeute und Wiesenplankton. Eine Beringung sollte zwischen dem 4. und 5. Tag mit entsprechenden BNA-Ringen durchgeführt werden.

Nach etwa 16 bis 17 Tagen verlassen die Jungen das Nest und werden dann noch von den Elterntieren versorgt. Normalerweise machen die Seidenschwänze nur eine Jahresbrut.

Kommt es aber dennoch zu einer zweiten, so sollten die selbstständigen Jungvögel aus der Voliere entfernt werden, um die Folgebrut nicht zu stören.

 

Nahrung

Als Hauptfutter reiche ich täglich eine selbst hergestellte Weichfuttermischung, welche abwechselnd mit Hüttenkäse, geriebenem Apfel, Karotte oder Magerquark angereichert wird. Somit ist es noch bekömmlicher und wertvoller. Jedoch sollte das fertige Futter dann nur erdfeucht und leicht krümelig sein da es die Tiere sonst nicht aufnehmen. Im Kühlschrank hält es sich etwa eine Woche, so dass man sich einen kleinen Vorrat erstellen kann. Ich bereite es dennoch jeden morgen frisch zu.

Das ganze wird durch Früchte, Beeren und Obst ergänzt, wovon sie gerne naschen. Im Winter mische ich unter das oben beschriebene Weichfutter ein paar mit einem Vitaminpräparat benetzte Mehlwürmer. Abwechselnd können diese mit Futterkalk oder Bierhefe bestäubt werden, was durch das Vitaminpräparat gut an ihnen haftet.

Im Frühjahr ergänze ich das Weichfutter abwechselnd mit gekochtem Rinderherz, Eigelb usw. Nun ist es an der Zeit, die animalische Kost langsam zu erhöhen. 

Als Lebendfutter stehen hierbei zur Verfügung: Ameisenpuppen, Ameisen, Mehlwürmer (mit Vitaminpräparat behandelt), Pinkymaden oder andere Fliegenmaden, Wachsmottenlarven, Mückenlarven, die Drohnenbrut der Bienen usw.

Um möglichst gut an fliegende Insekten zu gelangen, habe ich im Garten 2 Lebend-Insektenfallen installiert. Somit stehen den Seidenschwänzen und natürlich den Jungen frisch gefangene Insekten zur Verfügung.

Im Herbst wird die animalische Kost wieder stark reduziert und dafür mehrere Beeren zugefüttert, welche uns dann ja in reichhaltiger Auswahl zur Verfügung stehen. Sehr schnell wird man feststellen, welche Sorten bevorzugt werden. Sehr gerne wird Feuerdorn, Liguster, Eberesche, etc. aufgenommen.

Gerade über den Winter hin nehmen die Seidenschwänze sehr viele Beeren zu sich. Abgesehen von dem oben aufgeführten Futter stehen den Seidenschwänzen auch Salat, Weintrauben, Sultaninen, Apfel oder Birne und generell die verschiedensten Obstsorten zur Verfügung.

Eine Auflistung der Futterpflanzen finden Sie hier . Täglich frisches Wasser zum Baden und Trinken getrennt dürfte wohl selbstverständlich sein.

 

Ausklang

Der durch sein seidig samtes Gefieder bekannte Seidenschwanz wird nicht wegen Gesang gehalten, sondern ausschließlich durch sein imposantes Gefieder. Von Gesang kann hierbei keine Rede sein. Beim Abflug eines Astes lässt er seinen sirrenden Ton hören. Der jeweilige Partner antwortet auf diesen.