Die Schwanzmeise

Aegithalos caudatus caudatus (Linnè, 1758)

 

Systematik

Ordnung: Passeriformes - Sperlingsvögel
Unterordnung: Passeres - Singvögel
Familie: Aegithalidae - Schwanzmeisen
Gattung: Aegithalos

 

Namensgebung

Englisch: Long Tailed Tit
Französisch: Mésange á longue queue
Holländisch: Staartmees

Verbreitung:

Das Verbreitungsgebiet der etwa sperlingsgroßen Vögel erstreckt sich in weite Teile Eurasiens. Sie kommt in mehreren Klimazonen vor , von der borealen Nadelwaldzone im Norden über die gemäßigte bis zur mediterranen Zone. Im europäischen Raum findet man die Schwanzmeise nicht in Island, in Teilen Nordskandinaviens, Finnlands, Nordrusslands und Spaniens und auf einigen Mittelmeerinseln.

Aussehen und Bestimmung

Schwanzmeisen gehören nicht zu den Meisen wie der Name vermuten lässt, sondern zu den sog. Scheinmeisen. Der einzige meisenähnliche Vogel hat eine Länge von 14cm, wovon alleine der Schwanz schon 9 cm misst. Der schwarze Schnabel ist mit 6–7 mm Länge kurz und fein. Das Gewicht beträgt sieben bis zehn Gramm, die Flügellänge 6–7 cm.

Man redet in Europa von insgesamt 15 Unterarten. Mit Ausnahme von Polen lebt in Mitteleuropa die vorwiegend dunkelköpfige Unterart europaeus, die allerdings von West nach Ost zunehmend auch weißköpfige Individuen hervorbringt.

Die weißköpfige Nominatform besiedelt Nord- und Osteuropa sowie den größten Teil Polens.

Im Vergleich zu mittel-und westeuropäischen Formen (europaeus und rosaceus) sind nördliche und östliche Schwanzmeisen (caudatus von Norwegen und Polen ostwärts) weißköpfig und auch auf der Unterseite reiner weiß. Andererseits haben südiberische, süditalienische, kleinasiatische und kaukasische Formen (z.B. tephronotus in Kleinasien) einen grauen Rücken mit nur wenig oder ohne untergemischtes Rosa oder Schwarz und meistens einen schwärzlichen Kehlfleck. Die Unterart tephronotus ist deutlich kurzschwänziger als die anderen Formen.

Lebensraum in der Natur:

Unterwuchsreiche, gut strukturierte und gerne feuchte Wälder sind das Lebensareal der Schwanzmeisen. Sehr oft sind sie in Auwäldern und Uferngehölzen anzutreffen, aber auch auf Trockenrasen mit Wacholder und Gebüsch, in Obstbaugebieten, Fichtenschonungen, an gebüschreichen Dorfrändern und in Parks und Friedhöfen sind sie nicht seltene Brutvögel. Bevor man sie zu Gesicht bekommt, verraten sich Schwanzmeisen oft schon durch ihre fast ständig geäußerten zarten, hohen, durchdringenden Rufe.

Verhält man sich ruhig, kommen die sehr kleinen und rastlosen Turner, die bedingt durch das geringe Gewicht, die langen Beine und durch den als Balancierstab eingesetzte lange Schwanz auch an den äußersten Spitzen von dünnen Zweigen herumklettern, oftmals schon recht nahe an den Beobachter heran.

Das Sozialverhalten der Schwanzmeise ist recht ausgeprägt. Außerhalb der Brutzeit lebt die Schwanzmeise in kleinen Schwärmen von bis zu 30 Individuen. Diese zeigen einen starken Zusammenhalt und beanspruchen ein bestimmtes Territorium, das gegen andere Schwärme verteidigt wird. Sie durchstreifen ein Gebiet von einer Größe von ca. 20-25 ha. Dieses Revier wird auch gegen andere Trupps verteidigt.

Bis zu 15 dieser „Federbällchen“ kuscheln sich zum Schlafen eng aneinander, meistens in einem geschützten Plätzchen auf einem Zweig in einem Nadelbaum, was eine größere Widerstandsfähigkeit gegen besonders niedrige Temperaturen ermöglicht.

Der Schlafplatz wird gezielt angeflogen und die Individuen des Schwarms sammeln sich in der Nähe des Schlafzweiges. Zwei Individuen lassen sich auf dem Schlafzweig nieder und rutschen hin und her. Nach dem Zusammenrücken schauen sie voneinander weg und putzen sich. Dann fliegen weitere Individuen in die Mitte. Die Bildung der Reihe, in der die Ranghöchsten in der Mitte sitzen, erfolgt unter leisem Zwitschern. Bisweilen wird der Vorgang durch noch aggressive Individuen gestört und wird von neuem begonnen. Er dauert daher meist bis zu 30 Minuten. Die Schwänze der aufgereihten Vögel zeigen am Ende in unterschiedliche Richtungen, manchmal wird auch eine Kugel mit nach außen gerichteten Schwänzen gebildet. Am Morgen wird die Versammlung ohne weitere Zeremonie aufgelöst.

Nahrung in der Natur

Das Nahrungsspektrum von Schwanzmeisen besteht aus kleinen Insekten und deren Entwicklungsstadien, z.B. Blattläuse, kleine Schmetterlinge und deren Raupen sowie Mücken. Mitunter werden kleine Knospen und Teile von Früchten verspeist.

An Futterstellen im Winter wird gerne ein Kleie-Fettgemisch aufgenommen.

Neststandort und Nestplatzwahl

Schwanzmeisen werden mit Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif

Ende Februar bis Anfang März bilden sich in Mitteleuropa die Paare, wobei das Weibchen bei der Partnersuche den aktiven Teil übernimmt. Das Paar etabliert dann innerhalb des Winterrevieres des Männchens ein Brutrevier.

Während der Nistplatzwahl fliegen beide Partner auffällig und unter Rufen mit Nistmaterial umher, wobei das Männchen auf verschieden geeignete Orte aufmerksam macht. Es trägt meist ein sehr auffälliges, helles Stück Material wie eine Feder bei sich und wartet dann singend und flügelzitternd auf das Weibchen. Legt dieses etwas Moos oder ähnliches ab, ist über den endgültigen Standort entschieden.

Das Nest kann in Laub- wie Nadelbäumen, in rankenden Pflanzen, Hecken oder Büschen, in Wurzel- oder Dorngestrüpp, in Reisighaufen oder am Boden stehen. Die Höhe des Neststands ist sehr variabel, liegt aber meist zwischen 1,5 und 6 m. Bei Laub- und jungen Nadelbäumen befindet es sich meist stehend in Stammnähe, bei alten Nadelbäumen wird es auch oft hängend in die äußeren Zweige gebaut. Solche Nester befinden sich meist recht hoch. Die Öffnung ist in der Regel zur sonnigsten Seite hin ausgerichtet.

Das Nest ist im Gegensatz zu Meisen ein wirklich kunstvoller, hochovaler Bau mit seitlichem Einschlupfloch, fest in die direkte Umgebung eingeflochten. Es besteht aus Flechten, Moos, Pflanzenwolle, Spinnweben, Haaren und vielen Federn.

Die Brutzeit der Schwanzmeise erstreckt sich von Ende März bis Anfang April. Im Abstand von jeweils einem Tag werden insgesamt 8-12 Eier gelegt, die reinweiß und ungefleckt sind oder zart mit winzigen Punkten gezeichnet, die manchmal eine Zone um den Stumpfen Pol bilden.

Nach einer Brutdauer von 12-14 Tagen schlüpfen die Jungen, die von beiden Partnern gefüttert werden. Nach der Nestlingsdauer von 14-18 Tagen fliegen die Jungen aus.

Während die Geschlechter im Freiland kaum an Gefiedermerkmalen zu unterscheiden sind, weicht das Jugendkleid erheblich vom Alterskleid ab. Jungvögel sind in der Regel brauner und düsterer gefärbt, die Gesichtsmaske ist dunkelbraun, wodurch der helle Augenring hervorsticht, die Rosatöne im Gefieder fehlen komplett und der Schwanz ist noch kürzer.

Zuchtbericht über meine Schwanzmeisenzucht im Jahr 2011

Obwohl es draußen noch recht kalt war und ich in den Volieren auch noch kein Nistmaterial hatte, konnte ich Anfang März diesen Jahres meine Schwanzmeisen beobachten, wie sie mit einem Halmen im Schnabel umherflogen und einen Platz suchten, wo sie ein Nest errichten können.

Kurz entschlossen gab ich die verschiedensten Nistmaterialien in die Voliere und sie stürzten sich sofort darauf.

Am 11.03.2011 hatten sie sich für eine Thuja entschieden, in dessen Spitze sie ihr Nest errichten wollten. Als Nistmaterial dienten hier Moose, Flechten, Tierfedern, Tierhaare, Spinnweben und div. anderes Material. Beide Partner bauten gemeinsam und flogen in dieser Zeit auch ständig zusammen umher. Jeder Vogel, der auch nur in die Nähe des Nestes kommt, wird vertrieben. So konnte ich es beobachten, wie beide Schwanzmeisen gegen einen Seidenschwanz vorgingen, als sich dieser in ca. 30 cm Abstand dem Nest näherte.

Ist das Nest von außen fast fertig, wurde es im Inneren mit feinen Tierfedern ausgepolstert. Der Eingang wurde immer mit 2-3 Federn verschlossen, wenn sie das Nest verlassen haben.

Am 28.03.2011 hörten die Bautätigkeiten auf und das Nest war fertig. Täglich erwartete ich das erste Ei darinnen. Am 30.03.2011 kam ich in die Voliere und schaute sofort auf das Nest der Schwanzmeise. Doch etwas stimmte nicht. Als ich die Voliere betritt, konnte ich kein fertig gestelltes Nest mehr auffinden, sondern es war stark auseinander genommen und zerrupft. Zuerst hatte ich die Chinesischen Nachtigallen im Verdacht, die sich mit den Schwanzmeisen diese Voliere teilten, doch nach einer Weile sah ich die Schwanzmeisen, wie sie das Nest auseinander pflückten.

Die Enttäuschung hielt nicht lange an, denn sie bauen dieses Nest ab und errichteten ein neues Nest 3 m entfernt in einer Fichte. Dicht am Stamm hatte ich ein Kanariennistkörbchen integriert, welches sie als Unterlage nutzten.

Beide Partner bauten in nur wenigen Tagen ein Nest, zwar nicht so schön wie das Vorherige, doch es war stabil.

Wer Vögel züchtet weiß, dass es auch oft Enttäuschungen gibt und so ließ diese nicht lange auf sich warten. Das Schwanzmeisenweibchen hatte sich mit einem Flügel an einem Pferdehaar verfangen, was sie zuvor in das Nest gewebt hat. Zum Glück sah ich dieses noch rechtzeitig und befreite es. Als ich mir dann das Nest ansah, kam auch schon die nächste Enttäuschung, denn es war, dadurch dass sich die Schwanzmeise am Nest verfangen hat, ziemlich deformiert.

Das Nest wurde etwas gerichtet, aber ich dachte mir, dass das nun vorbei sei mit der Zucht. Nach einer Baupause von einem Tag ging es aber fleißig weiter und das Nest wurde fertig gestellt, mit der Einflugöffnung nach oben. So konnte man immer genau sehen, ob die Schwanzmeise im Nest saß, da der Schwanz dann aus der Öffnung heraus geschaut hatte.

Am 11.04.2011 konnte ich das erste Ei im Nest feststellen. Im Abstand von einem Tag wurden insgesamt 9 Eier gelegt.

Obwohl schon Eier im Nest lagen, wurde an dem Nest immer wieder etwas erneuert, auch vom Männchen wurden neue Federn eingetragen.

Bebrütet wurde das Gelege nach Ablage des 5. Eies. Nach 14 Tagen schlüpften 5 kleine Jungtiere. 2 Eier waren unbefruchtet und 2 sind Embryos starben im Ei ab.

Gefüttert wurden die Jungtiere von beiden Partnern anfangs mit Microheimchen, Drosophila, und viel Wiesenplankton. Nach 4-5 Tagen wurden dann auch kleine Mehlwürmer, Buffalos und Pinkies verabreicht.

Da das Nest von oben gut einsehbar war, konnte ich nach 5-6 Tagen die Beringung mit geschlossenen 2,5mm Artenschutzringen vornehmen. Die Elterntiere nahmen mir dies nicht für übel und sorgten sich sofort wieder um den Nachwuchs.

Am 25.05.2011 sind alle 5 Jungtiere ausgeflogen. 4 davon sitzen immer dicht aneinander gereiht im Geäst, ein anderer, der vermutlich zuletzt geschlüpft ist, saß noch ein paar Tage in Bodennähe, bis er flugfähig wurde und zu seinen Geschwistern kletterte.

Nahrung

Meine Schwanzmeisen bekommen, wie alle meine Insektenfresser, eine selbst hergestellte Weichfuttermischung, die mit gemahlenen Karotten und Hüttenkäse, vermischt wird.

Einige Mehlwürmer pro Tag bereichern dies. Stets steht den Schwanzmeisen eine feine Körnermischung zur Verfügung, wovon sie gerade in den Wintermonaten gut aufnehmen. Ab dem Frühjahr steigert sich das Lebendfutter in Menge und Vielfalt. Nun werden zusätzlich zum Weichfutter mit Mehlwürmern noch Pinkies und Buffalowürmer gereicht.

Zur Jungenaufzucht, besonders in den ersten Tagen, sind kleinere Insekten wie Drosophila (Fruchtfliegen), winzig kleine Heimchen und am Besten noch Wiesenplankton unersättlich.

Je größer die Vielfalt, desto größer ist der Erfolg.

Anmerkung

Schwanzmeisen sind in ihrem Verhalten absolut harmonische und friedliche Vögel, die man mit vielen Arten vergesellschaften kann.

Meiner Meinung nach gehören diese schönen Vögel nur in die Hände erfahrener Vogelhalter und -züchter.

Literaturverzeichnis

Enzyklopädie der Brutvögel Europas
Wikipedia
Kompendium der Vögel Mitteleuropas