Der Kleiber

 

Systematik

Klasse: Aves (Vögel)
Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel)
Familie: Kleiber (Sittidae)
Gattung: Sitta
Wissenschaftlich: sitta europaea

Aussehen und Körperbau

Der Kleiber ist etwa sperlingsgroß, die Oberseite ist graublau, die Unterseite mehr oder weniger schmutzig ockergelb, mit Ausnahme der weißlichen Kehle. Auffallend ist der lange Schnabel, von dem aus ein schwarzer Streifen durch das Auge bis zu den Halsseiten verläuft. Unter den Flügeln sieht man gelegentlich auffallend kastanienbraune Federn hervorkommen. Dies sowie die kastanienbraunen Säume der Unterschwanzdecken sind das Kennzeichen des Männchens.

Beim Weibchen sind dieselben Federn nur wenig dunkler als die Unterseite des Vogels. Dieses Kennzeichen der Geschlechter lässt sich bereits bei den befiederten Nestjungen feststellen, allerdings nur, wenn man sie nebeneinander vergleichen kann.

Kleiber haben sehr kräftige Füße, besonders lange Zehen sowie Krallen. Diese erleichtern das Klettern. Das durchschnittliche Gewicht beträgt 23 Gramm.

 

Vorkommen und Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Kleibers reicht von Marokko und Europa, wo die Art nur auf Island, Irland und Nordrusslands sowie auf den Mittelmeerinseln fehlt, bis Kamtschatka und Japan, im Süden bis Indien, China und Südostasien.

 

Verhalten

Der kleine Klettervogel, der auch unter dem Namen „Spechtmeise“ bekannt ist, versteht es sehr gut, an Bäumen sowohl abwärts als auch aufwärts und kopfüber zu klettern. Wenn man an Spechten und Baumläufern bewundert, wie zweckmäßig diese ihren Schwanz einsetzen, so beweist der Kleiber, dass es auch anders geht. Seinen auffallend kleinen Schwanz benötigt er zum Klettern überhaupt nicht. Vielmehr setzt der Kleiber seine Füße so auf, dass einer stets oben ist, der andere unten. Durch die große Spannweite der Zehen greift beim Abwärtsklettern immer nur ein Fuß voraus, der andere hängt zur Sicherung seitlich an der Rinde. Beim Aufwärtsklettern ersetzt also der untere Fuß den Schwanz. Sowohl beim Aufwärts- als auch beim Abwärtsklettern gilt, dass sich der Vogel meist schräg zum Stamm bewegt.

 

Brutbiologie

Bereits in der Zeit von Herbst bis Winter haben sich die Kleiber ein Revier erkämpft und verteidigt. Schon an warmen Februartagen beginnen viele Kleiberpaare sämtliche Höhlen, die Sie bei ihrem Streifzug durch diese Reviere vorfinden, zu untersuchen. Besonders bevorzugt sind Spechthöhlen. Wenn es wieder kalt wird, erlischt dieses Interesse sofort. Allmählich beschränkt sich diese „Inspektion“ auf einige wenige, offenbar brauchbare Höhlen. Das Weibchen beginnt – wieder nur an warmen und sonnigen Tagen – diese Höhlen zu reinigen und von altem Nistmaterial o.ä. zu befreien. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich der Kleiber für diese Höhle entschieden hat. Vielmehr kann das Weibchen in wenigen Tagen verschiedene Höhlen hintereinander säubern. Am Häufigsten kann man dies kurz vor dem Nestbau beobachten. Allmählich geht dieses Reinigen in die ersten Nestbauhandlungen über. Nicht selten überschneiden sich eine zeitlang beide Triebe. Das Weibchen bringt einiges an Nestbaumaterial in die Höhle und nach einiger Zeit wirft es alles wieder heraus. Meist im Laufe des März beginnt der richtige Nestbau. Je nach Form und Größe der Höhle werden anfangs recht große Holzstückchen eingetragen. Dies ist noch kein Nistmaterial, sondern eher ein Auffüllmaterial, denn es dient ausschließlich dazu, zu große Höhlen zu verkleinern oder Ecken aufzufüllen. Gleichzeitig mit dem Auffüllen sieht man auch schon die zweite Tätigkeit, die mit dem Nestbau zusammenhängt: das Eintragen von Lehm. Das Kleben, dem der Kleiber seinen Namen verdankt, beginnt stets im Inneren der Höhle über dem Flugloch. Das Weibchen bringt zum Kleben in der Schnabelspitze einen Klumpen möglichst feuchte Erde, drückt ihn irgendwo an und hämmert mit der Schnabelspitze auf dem Klumpen herum bis er völlig breitgedrückt ist und alle Fugen ausfüllt. Dies bildet ab jetzt einen großen Teil der Tätigkeit des Weibchens und führt sich fort, sogar bis zum endgültigen Ausfliegen der Jungen. Das Einflugloch der Bruthöhle wird ebenfalls verengt und zwar so groß, dass der Kleiber gerade noch hinein schlüpfen kann. Die Klebearbeit wird fast ausschließlich vom Weibchen übernommen.

Durch die Einengung des Einflugloches verhindert der Vogel das Eindringen von größeren Höhlenkonkurrenten und Nesträubern. Selbst ein Star kann an einer auch an einem Tag ausgetrockneten Kleibermauer nichts mehr ausrichten. Wie bereits erwähnt, wird etwa gleichzeitig mit dem Kleben auch das erste Auffüllmaterial als Unterlage für das Nest einzutragen. Dann wird vom Weibchen Nistmaterial eingeflogen in Form von dünnen Kiefernrinden und dünnen Laubblättern. Das Weibchen schlüpft fast immer mit Baumaterial ein und führt im Nestinnern Drehbewegungen aus, so dass sich die Rinde allmählich ordnet und kleine lose Haufen bildet. Ab und an beteiligt sich auch das Männchen – es schlüpft aber niemals mit dem Material in die Höhle mit ein, sondern wirft es durch die Höhlenöffnung. Die Dauer des Nestbaus ist schwierig anzugeben, da der Bau mit Ablage der Eier nicht aufhört. Selbst wenn Junge geschlüpft sind, wird ab und an ein Stück Rinde eingetragen.

 

Kopulation

Eine eigenartige Zeremonie leitet die Kopulation ein. Hohe, gedehnte Laute machen auf das Weibchen aufmerksam, welches auf einem Ast sitzt und unter leichtem Flügelzittern stereotype Bewegungen mit dem Kopf ausführt. Es bewegt ihn dabei langsam hin und her. Das Männchen eilt herbei und setzt sich abgewandt vor das Weibchen. Es verfällt in dieselben Töne und Pendelbewegungen, jedoch mit viel stärkeren Ausschlägen. Der Kopf wird steil nach oben gehalten und der ganze Körper schwingt mit. Nach mehrmaligem Hin- und Herwiegen tippelt das Männchen an das Weibchen heran und tritt es. Meist folgen dann noch zwei weitere Kopulationen, zwischen die dieselben rhythmischen Bewegungen eingeschaltet werden. Nach dem letzten Tretakt folgt meist nochmals die Pendelzeremonie, die aber dann abklingt und durch den Abflug des Männchens endet.

 

Eiablage und Gelege

Circa eine Woche vor Beginn der Eiablage beginnt das Weibchen im Nest zu übernachten. Dann wird täglich ein Ei gelegt. Das Nest der Kleiber besteht in der Regel aus 6-9 Eiern (milchig weiß mit rostroten Flecken), die ca. 15-18 Tage bebrütet werden. Nur zur Nahrungssuche wird das Gelege vom Weibchen verlassen. Vor Verlassen des Nestes führt das Weibchen mit den Flügeln rudernde Bewegungen aus, was dazu führt, dass die Eier mit Rindenstücken bedeckt werden. Das Bedecken des Geleges ist insofern bemerkenswert, da dies andere Singvogelarten nicht tun. Ausnahme sind die Meisen, die jedoch ihre Gelege nur während der Zeit der Eiablage, nicht jedoch während der Brutpausen abdecken.

Wenn das Weibchen zurückkommt, muss als Erstes das Gelege wieder frei gelegt werden. Dies erreicht es durch Drehbewegungen über den Eiern, die nur nach einer Seite verlaufen. Die Füße sind dabei breit gestellt. Durch diese Art und Weise bohrt sich das Weibchen gewissermaßen in die Nestmulde hinein. Solche Drehungen, immer in die gleiche Richtung, werden auch während des Brütens immer wieder vorgenommen. Nebenher stochert es auch viel im Nistmaterial herum und versucht als störend empfundene Rindenstücken wieder zwischen die anderen einzuschieben.

 

 

Schlupf und Brutpflege

Nach der Brutdauer von ca. 15-18 Tagen schlüpfen die Jungen. Die Eierschalen werden vom Weibchen gefressen. In den ersten Tagen wird das Weibchen vom Männchen mit Futter auf dem Nest versorgt, welches damit die Jungen füttert. Jetzt besteht das Futter aus Spinnen, Kerbtieren, Käfern, Fliegen, Insekten, etc. Verlässt das Weibchen zur Nahrungssuche das Nest, so werden auch die Jungen mit Rindenstückchen abgedeckt. Erst ab ca. dem 15. Lebenstag übernimmt das Männchen auch direkt die Fütterung. Ab jetzt werden die Jungen auch nicht mehr gehudert. Der Kot der Jungen wird von den Eltern in den ersten Tagen gefressen. Ab dem 5. Tag wird der Kot heraus getragen und auf einem Ast abgelegt. Die jungen Kleiber bleiben lange unbefiedert, von daher ist eine längere Huderzeit nötig als bei anderen gleich großen Jungvögeln.

Im Alter von ca. 15 Tagen besitzen die Jungen schon das Gewicht des Altvogels. Jetzt, wo immer noch gehudert werden muss, das Weibchen aber gar nicht so groß ist alle Jungen zu bedecken, hat sich beim Kleiber eine Besonderheit rausgebildet. Da die Drehbewegungen auf dem Nest unterbleiben, fällt immer wieder Nistmaterial in die Nestmulde. Dadurch sitzen die Jungen allmählich sehr flach, somit könnten sie erst recht nicht mehr bedeckt werden. Wenn dieser Zustand ein bestimmtes Maß erreicht hat, beginnt das Weibchen plötzlich zwischen den Jungen sitzend mit dem Kopf in der Nestmulde rasche Bewegungen auszuführen und immer wieder Rindenstückchen heraufzuschaffen. Immer tiefer gräbt sich das Weibchen ein und am Schluss steht es völlig auf dem Kopf, der Schwanz schaut nach oben. Jetzt schleudert es auch mit den Füßen Nistmaterial in der Bruthöhle umher, ohne dabei darauf zu achten, dass es die Jungen rücksichtslos tritt und drückt bis sie kläglich piepsen. Der Beobachter kann sich zunächst nicht erklären, was das alles soll. Erst nach einigen Minuten, wenn das Weibchen ermattet aufhört, sieht man den Erfolg: die Jungen sitzen so tief in der neu geschaffenen Nestmulde, dass sie mit ihren Körpern gerade noch den oberen Rand des Nestes erreichen, wenn sie sperren. Das Weibchen kann sie jetzt wieder alle bedecken und liegt selbst noch tief in der Nestmulde. Hieraus ist ersichtlich, dass die Anhäufung einer möglichst tiefen Schicht von Nistmaterial notwendig ist und die Bruthöhle entsprechenden Raum bieten muss.

Im Alter von 23-25 Tagen fliegen die jungen Kleiber aus. Sie sitzen dann meist auf starken horizontal verlaufenden Ästen und lassen von dort ihre Bettellaute hören. Schon nach kurzer Zeit beginnen die Jungen selbstständig überall herumzuklopfen und Nahrung aufzunehmen. Ca. 8-10 Tage bleibt die Familie zusammen. Ab jetzt, wenn sie selbstständig sind, verlassen sie einzeln das Territorium und gehen neue Wege.

 

Ernährung

Wie viele unserer Standvögel, etwa die Meisen, ernähren sich die Kleiber im Sommerhalbjahr hauptsächlich von tierischer Kost, in den Wintermonaten dagegen von Sämereien.

Wenn sie sich kletternd an den Baumstämmen und starken Ästen beschäftigen, so erblicken sie alle Risse und Öffnungen, um nach Kleintieren zu suchen. Mit dem langen Schnabel holen sie diese aus ihren Verstecken heraus und fressen sie entweder gleich auf oder sie stecken diese zur Bearbeitung in einen Spalt, hängen sich darüber und klopfen mit dem Schnabel so lange auf ihnen herum, bis sie mundgerecht geworden sind. Bei Käfern werden die Flügeldecken beseitigt, hartschalige Larven werden weichgeklopft. Auf diese Weise erbeuten die Kleiber den Hauptteil ihrer Nahrung.

An warmen Sommertagen, wenn geflügelte Insekten nicht in ihren Verstecken weilen, treibt der Kleiber eine außerordentlich gewandte Insektenjagd. Fliegen, die sich kurzfristig auf Ästen oder einem Stamm aufhalten, werden blitzschnell erhascht, dass sie vielfach nicht einmal zum Anfliegen kommen. Auch zur Fliegenjagd in der Luft ist der Kleiber bestens befähigt. Schon im Spätsommer interessieren sich die Kleiber an den ersten reifen Sonnenblumen oder anderen Sämereien. Jetzt kann man gut beobachten, was er damit anstellt. Er eilt mit den jeweiligen Samen im Schnabel an einem besonders versteckreichen Baumstamm suchend auf und ab, steckt das Futter in einen Spalt und klopft es mit dem Schnabel fest. Ab und an, wenn etwas Moos und Flechte vorhanden sind, wird das Futter dann auch damit abgedeckt. Dann kehrt der Vogel sofort zur Futterstelle zurück und holt etwas heraus, um in gleicher Weise mit dem Verstecken fortzufahren.

 

Gesang und Stimme

Ohne Schwierigkeit können drei verschiedene Gesangsformen unterschieden werden:

1. Das Trillern: es besteht aus einer sehr rasch trillernden Aneinanderreihung von Einzeltönen und beschränkt sich auf die eigentliche Fortpflanzungszeit.

2. Ruhiger Gesang: dieser besteht aus abfallenden Pfeiflauten, wobei mehrere hintereinander gebracht werden. Danach folgt eine Pause. Diese Gesangsform hört man in der Regel nur bei fehlender Erregung, bei isolierten Paaren oder in Zeiten, in denen andere Rivalen nicht hörbar sind.

3. Erregter Gesang: die aufsteigenden Töne sind ein Zeichen von Erregung, die schon darin bestehen kann, dass auch die Nachbarn singen. Je nach Erregungsgrad werden die Pfeiflaute langsam oder rascher gebracht.

 

Unterbringung in Menschenobhut

Im Herbst 2008 habe ich mehr oder weniger durch Zufall ein Pärchen Kleiber von einem Züchter erworben.

 

Die Kleinen Spechtmeisen bezogen bei mir eine kleine Außenvoliere mit den Maßen 1x2x2m. Angeschlossen daran ist eine Innenvoliere mit in etwa den gleichen Maßen.

Die Außenvoliere ist mit Efeu und einem kleinen Buchsbaum bepflanzt. Als Bodenbelag habe ich Fichtennadeln gewählt. Zahlreiche Klettermöglichkeiten dürfen natürlich nicht fehlen, wie z.B. ein morscher Baumstamm, an dem sich die Kleiber vergnügen. In Windeseile huschen sie den Stamm hinauf und auch wieder kopfüber herab.

 

Fütterung

Wie alle meine Weichfresser bekommen die Kleiber das ganze Jahr hinweg mein selbst hergestelltes Weichfutter, vermischt mit Hüttenkäse und geriebenen Karotten. Dem Ganzen gebe ich einige gut genährte Mehl- und Buffalowürmer hinzu.

Die Mehlwürmer werden vor der Vergabe mit einem Pulver, welches aus Vitaminkalk, Bierhefe und Traubenzucker besteht, bestäubt.

Damit dieses Pulver auch an den Würmern haften bleibt, beträufele ich zuvor die Würmer mit einem Gemisch aus Lebertran und Olivenöl.

Ab dem Frühjahr wird das Angebot an Lebendfutter gesteigert. Hier eignen sich, abgesehen von Mehlwürmern und Buffalos, besonders Heimchen, Drosophila und Pinkies. Auch Drohnenbrut wird sehr gerne aufgenommen.

Zusätzlich steht den Kleibern täglich eine Körnermischung für Stieglitz und Kernbeißer bereit, wo sie, hauptsächlich von Herbst bis Frühjahr, regelmäßig von aufnehmen.

Frisches Obst wie Birne, Gurke, Apfel werden gerne verspeist. Halbierte Orangen und Mandarinen werden überwiegend nur in den Wintermonaten zerlegt und gefressen.

Ebenso vergnügen sich Kleiber an den dargebotenen Beeren wie Liguster, Eberesche, Holunder etc.

Die kleinen Beeren werden, wenn sie nicht sofort verspeist werden, in alle möglichen Ritzen gesteckt und somit gelagert.

 

Zucht

Mein erworbenes Paar harmonierte seit Beginn recht gut. Mitte Februar jedoch merkte ich, dass das Weibchen oft vom Männchen gejagt wurde. Dies war aber nach wenigen Minuten immer wieder vorüber.

Mitte März sah ich an einem, noch vom Vorjahr sich in der Voliere befindlichen Holzbetonnistkasten (eine Halbhöhle) etwas verschmierte Erde am Einflugloch.

Sofort stellte ich etwas feuchten Lehm in die Voliere, woran sich die Kleiber sofort zu Schaffen machten. Der Nestbau begann und innerhalb von wenigen Tagen war auch nur der kleinste Ritz der Nisthöhle zugekleibert. Jede Ecke, jeder kleinste Spalt wurde zugeschmiert. Die beiden Einfluglöcher kamen zuletzt an die Reihe. Diese wurden so mit Lehm verkleibert, dass die Kleiber kaum mehr hindurch passten.

6 Wochen lang wurde in die Höhle alles hinein getragen, was sie nur finden konnten. Der Untergrund bestand aus Rindenstückchen, danach folgte jede Menge Laub, ein paar Tierfedern, etwas Moos und wenige Tierhaare.

Anfang April sah ich das Weibchen nicht mehr und vermutete, dass sie am Legen sei, was sich später auch bestätigte.

Als sie das Nest verlassen hat, konnte ich mit einem kleinen Spiegel und einer Taschenlampe das Nest inspizieren und 7 Eier sehen. Allerdings war mir nicht genau bekannt, wann der Brutbeginn war. Bebrütet wurde das Gelege nur vom Weibchen.

Am 08.05.2009 schlüpfte der erste Jungvogel. Die Kleiber verhielten sich anders wie sonst. Sie waren sehr aufgeregt und suchten nach kleineren Insekten auf dem mit Fichtennadeln bedeckten Volierenboden. Jetzt wurden überwiegend kleine Heimchen und Drosophila gereicht, die sofort an die Jungen verfüttert wurden. Mehrmals pro Woche holte ich frisches Wiesenplankton, was vorrangig aufgenommen wurde. Gefüttert wurden die Jungtiere nur vom Weibchen. Das Männchen versorgte das Weibchen auf dem Nest. Ich konnte allerdings nie beobachten, dass er auch in die Bruthöhle flog.

Viel mehr saß er auf einem Ast direkt vor der Höhle und bewachte dies alles. Betrat ich die Voliere, kamen von ihm sofort Warnrufe.

 

Jetzt kam die schwierige Frage, wie beringe ich die Jungtiere? Öffnen konnte ich die Nisthöhle nicht. Dann hätte ich den Lehm zerstört, der im Übrigen knochenhart war. Hier war mir das Risiko zu groß, dass die Eltern danach das Nest verlassen.

Also baute ich mir einen langen Löffel und eine lange Pinzette. Zudem präparierte ich einen Kochlöffel. Mit Hilfe des Spiegels und der Taschenlampe konnte ich nach mühseliger Arbeit die Jungtiere nach ca. 6 Tagen Nestlingzeit aus dem Nest holen und mit 3,0mm Ringen beringen. Von den 7 Eiern waren 4 Jungtiere geschlüpft, 2 Eier waren unbefruchtet und ein Embryo im Ei abgestorben.

Die Eltern nahmen mir die Beringung nicht übel und fütterten sofort weiter, nachdem ich fertig war.

Nach einer Nestlingzeit von ca. 14 Tagen saß die Henne überwiegend nur nachts auf ihrem Nest und fütterte zusammen mit dem Männchen die 4 Kleinen.

Der Kot wurde vom Weibchen an das Männchen übergeben, welches den kompletten Kot in die Innenvoliere trug und auf einem Balken ablegte.

Mit zunehmendem Alter der Jungen verfütterten die Elterntiere nicht mehr so viel Kleingetier, sondern es wurden eher große Heimchen oder ausgewachsene, gut genährte Mehlwürmer angeboten.

Die 4 Jungtiere entwickelten sich prächtig und flogen im Alter von ca. 26 Tagen aus. Einige wenige Tage später waren sie selbstständig und gingen ihre eigenen Wege. Die Jugendmauser haben alle 4 gut durchgestanden. Sie in naturnah ausgestatteten Volieren zu beobachten, macht riesigen Spaß, denn die flinken Vögel sind immer in Bewegung-den Stamm hinauf, den Stamm hinunter.


Ich hoffe, einige Züchter auf diesen schönen fidelen Vogel aufmerksam gemacht zu haben.