Der Kirschkernbeißer Systematik Klasse: Aves (Vögel)
Lebensraum in der Natur Der Kirschkernbeißer ist die größte in Europa vorkommende Art der Gattung der Finken. Er kommt in Teilen Asiens, in ganz Europa mit Ausnahme des Nordens und lückenhaft in Nordafrika vor. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Küsten Englands und Spaniens bis hin nach Japan. Man trifft ihn oft an in aufgelockerten Misch- und Laubwäldern, lichten Auwäldern, Parks, Friedhöfen und Obstplantagen. Da sich der Kernbeißer hauptsächlich während der Brutzeit überwiegend in den Baumkronen aufhält, ist er zu dieser Zeit nur schwer zu beobachten. Im Winter sieht man ihn manchmal am Futterhäuschen. Er ernährt sich hauptsächlich von pflanzlicher Nahrung in Form von Samen der Buche, Ahorn, Kirschen etc., Früchten und Kernen. Im Spätwinter und Frühling stehen vor allem Knospen, frische Blätter und Triebe auf dem Speiseplan des Kirschkernbeißers. Er erntet die Nahrung von Bäumen vollständig ab, ehe zum nächsten gewechselt wird. Dabei beginnt er in der Regel im Bereich der Baumkronen. Bei Störungen trägt der Vogel den ganzen Fruchtstand fort. Zum Schluss knackt er die auf den Boden gefallenen Obstkerne, um ans Innere zu kommen. Im Frühsommer zur Brutzeit hin werden zusätzlich Insekten und deren Larven gefressen bzw. an die Jungen verfüttert. In Mitteleuropa brütet er gerne in Wäldern mit Hainbuche, Vogelkirsche, Buche und Pappel.
Beschreibung / Geschlechtsbestimmung Dieser mit seinen 18 cm recht große Finkenvogel mit gedrungener Gestalt hat einen auffällig großen kräftigen runden Kopf und sehr dicken Kegelschnabel sowie einen auffallend kurzen Schwanz. Ober- und Unterseite des Kernbeißers sind bräunlichgrau gefärbt. Durch die äußeren großen Armdecken wird ein weißes Band gebildet, das im Flug als halbmondförmige Zeichnung gut erkennbar ist. Daneben gibt es ein weißes Band im Bereich der Halbschwingen. Die Armschwingen sind an den Enden breit und weisen eine auswärts geschweifte Außenfahne sowie eine gekerbte Innenfahne auf. Das Auge ist braun, die Pupille ist schwarz, die Füße sind fleischfarben. Am Oberkopf sind die Männchen zimtbraun, der Schnabel ist von Frühjahr bis Sommer bleigrau gefärbt, in den Wintermonaten hellgelb bis hornfarben. Der Schnabel ist bei Jungvögeln im ersten Herbst noch nicht ganz ausgehärtet. Da sie zu dieser Zeit erhebliche Schwierigkeiten haben, harte Steinobstkerne aufzuspalten, weichen sie auf weichere Sämereien aus. Die Außenfahnen der Armschwingen und die vierte bis sechste Handschwinge sind beim Männchen schwarz bis metallisch schimmernd. Die Weibchen sind gleich gefärbt, wirken aber insgesamt blasser. Die Außenfahnen der Armschwingen und die vierte bis sechste Handschwinge sind beim Weibchen grau. Jungvögel sind graubraun, unten blasser gefärbt. Anstelle eines schwarzen Kinnflecks wie bei den Elterntieren, haben sie einen weißgelblichen. Der Flug ist kräftig und schnell. Im meist hohen Flug ist die weiße Zeichnung an Flügeln und Schwanz auffallend. Der Kernbeißer kann sehr schnell sowohl aufwärts als auch abwärts fliegen, besonders bei der Insektenjagd.
Stimme / Gesang Kernbeißer geben als Stimmfühlungsruf ein hartes "zicks" von sich, oft auch während des Fluges. Ein hohes und schrilles „zrieh“ dient als Angstruf, während als Erregungs- und Warnruf ein „zick, zicke, zick“ oft in schneller Folge vortragen wird. Der Kontakt- und Lockruf äußert sich auch bei Einzelgängern in regelmäßigen Abständen in einem „zieck“. Paare im Flug stehen mit einem weichen „zieht“ in Verbindung. Aggressionen zeigen die Vögel durch ein Schnabelknappen (Instrumentallaut). In der Brutzeit lässt das Weibchen Bettellaute wie „ziek“, „zieht“ oder „ziet“ hören, wenn es vom Männchen gefüttert werden möchte. Bei der Nistplatzsuche und beim Nestbau verständigt sich das Paar mit „zrieck“ oder „zrie“. Der Bettelruf der Jungvögel ist vom ersten Tag an ein ganz leises „zieht“. Die späteren Lock- und Bettelrufe äußern sich auch durch „Zrie“-, „Zirk“- oder „Ziet“-Laute. Flügge Junge lassen als Standortruf regelmäßig ein „tziip“ hören. Der Zugruf wird durch ein lautes langgezogenes „zieht“ ausgedrückt. Der Gesang des Kernbeißers, auch als Schwätzen bezeichnet, wird ruhig sitzend, meist mit hängenden Flügeln auf einer Baumspitze vorgetragen. Er stellt oftmals eine unregelmäßige und verändernde Zusammenreihung seiner Ruflaute dar. Der Gesang wird häufig durch scharfe „zick-zicks-zick“ -Rufe eingeleitet und durch sehr melodisch wehmütige „zie-öh“ fortgeführt. Darauf folgt meist ein besonders hoher i-Ton bei „Ziich-zi-ziet zick“-Lauten. Abgeschlossen wird der Gesang häufig durch ein leise genuscheltes „Zip-zschip“. Die Zusammensetzung der Rufreihen ist sehr veränderlich und wird manchmal mit großen Pausen zwischen den einzelnen Lauten vorgetragen. Der Gesang dient der Festigung des Paarzusammenhaltes und hat keine Revierbestimmende und -markierende Bedeutung, da Erregungs- und Warnruf, Schnabelsperren, Schnabelknappen sowie Hacken und Beißen diese Funktion erfüllen.
Unterbringung in Menschenobhut / Zucht Meine Kernbeißer habe ich paarweise in einer überdachten Außenvoliere mit einer Größe von 2 x 4m bei einer Höhe von 2,20 m untergebracht mit angrenzendem Schutzraum. Die Voliere ist bewachsen mit Efeu, Eibe, Ilex, Thuja, Buchsbaum, etc. Als Bodengrund habe ich in den Außenvolieren Fichtennadeln (wirken antibakteriell) und in den Innenvolieren Sand. Im Frühjahr werden die Seitenwände zusätzlich mit Kiefernästen verkleidet. Hier werden verschiedene Nisthilfen in unterschiedlichen Höhen angebracht. In der Zeit von März bis April finden Balz und Paarbildung statt. Das Weibchen lässt sich häufig mit hängenden und zitternden Flügeln vom Männchen füttern (Zärtlichkeitsfüttern). Oftmals sträubt das singende Männchen sein Kopfgefieder, spreizt den Schwanz und pendelt den Körper dem Weibchen zugewandt mit hängenden Flügeln hin und her. Indem sich das Weibchen schlank macht und in Richtung des Männchens pendelt, zeigt es seine Zustimmung. Meist führt dies zur Kopulation. Ab und an fliegt das Männchen mit schnell vibrierenden Flügeln und gestelztem Schwanz von Ast zu Ast. Wenn es sich dem Weibchen in Demutshaltung nähert, wird es vom ihm begleitet. Die Kopulation findet statt. Die Nistplatzwahl erfolgt durch beide Partner. Das Nest befindet sich in der Regel immer an sonnenbeschienenen Plätzen. Gerne nimmt der Kernbeißer Nisthilfen in Form von größeren, mit grün verkleideten Kanariennistkörbchen oder Kaisernester an. Er brütet meist recht weit oben an der Volierendecke. Als Nistmaterial wurden bei meinen Kernbeißern als Unterbaugrundlage kleine Ästchen und Kokosfasern verwendet, zur Zwischenlage werden gerne Kokosfasern verbaut und zur Auspolsterung auch Tierhaare und Scharpie. Sobald das Nest fertig gestellt ist, beginnt die Eiablage. Im Abstand von jeweils einem Tag legt das Weibchen zwischen 3 und 6 hellblau, gräulichgrüne und mit schwarzbraunen Punkten versehene Eier, welche nach Ablage etwa des dritten Eies alleine vom Weibchen bebrütet werden. Das 1,0 versorgt in dieser Zeit das 0,1 mit Futter auf dem Nest. Gelegentlich kommt es aber zur Nahrungsaufnahme herunter. Das Weibchen brütet sehr fest und ausdauernd. Es verlässt seinen Sitz erst, wenn der Pfleger oder in der Natur ein Nesträuber ihm ganz nah kommt. Fühlt es sich bedroht, nimmt es mit geöffnetem Schnabel eine Abwehrhaltung ein und versucht zu beißen. Während der Bebrütung dösen viele Weibchen mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin oder gehen der Gefiederpflege nach. Bei Änderung der Sitzposition werden die Eier regelmäßig gewendet. Nach etwa 11-13 Tagen schlüpfen die Jungtiere, die von beiden Elternteilen gemeinsam gefüttert werden. Verfüttert werden hier kleine Insekten in Form von Mehlwürmern, Drohnenbrut, Heimchen, Fliegenmaden, Spinnen, etc. Die Ausbeute der bei mir im Garten installierten Lebend-Insektenfallen wird auch sehr gerne aufgenommen. Das bereitgestellte Keimfutter wird ebenfalls gerne aufgenommen und an die Jungtiere verfüttert. Eine entsprechende Beringung sollte im Alter von ca. 3-5 Tagen mit 3,5 mm BNA-Ringen erfolgen. Die Jungen verlassen das Nest nach 12 bis 13 Tagen, flugfähig sind sie allerdings erst ab etwa dem 16. bis 19. Tag. Im Alter von etwa 30 Tagen sind die Jungen selbstständig Nun sollten sie aus der Voliere entfernt werden, um die Folgebrut nicht zu stören. Bei der Gabe von tierischer Nahrung während der Brutzeit sollte man darauf achten, dass das Männchen nicht zu früh wieder in Brutstimmung kommt und somit die Jungtiere im Nest vernachlässigt werden.
Nahrung Als Standardfutter gebe ich das ganze Jahr über eine spezielle Kernbeißermischung. Eine Mischung aus Grit und Laubwalderde, worin sich sehr viele Kerbtiere und Insekten befinden, nehmen sie ebenfalls gerne an. Im Frühjahr sind Obst- und Koniferenzweige immer willkommen. Ebenso stelle ich im Frühjahr ein Keimfutter zur Verfügung, welches, mit Eifutter und etwas Kalk vermischt, gerne aufgenommen wird. Bei großer Wärme ist darauf zu achten, dass es nicht verdirbt. Tipps zur Herstellung dafür finden Sie hier. Zur Jungenaufzucht stehen den Kernbeißern ausreichend Lebendfutter in Form von Mehlwürmern, Getreideschimmelkäferlarven, Fliegenmaden, Heimchen und Ameisenpuppen sowie Drohnenbrut zur Verfügung, was gerne an die Jungtiere verfüttert wird. Ebenso werden von den Kernbeißern die im Herbst reif gewordenen Beeren, wie Feuerdorn, Liguster oder Eberesche gerne aufgenommen. Abgesehen von dem oben aufgeführten Futter stehen auch Salat, Apfel, Birne und generell die verschiedensten Obstsorten zur Verfügung. Eine Auflistung der Futterpflanzen finden Sie hier . Täglich frisches Wasser zum Baden und Trinken getrennt dürfte wohl selbstverständlich sein.
Ausklang Der Kirschkernbeißer ist in der Lage, die verschiedensten Kerne zu knacken. Zum Knacken eines Kirschkernes sind ca. 50 kg, zum Knacken eines Olivenkernes sogar 70 kg Schnabeldruck von Nöten. Der meist recht scheue Vogel überwiegt einfach durch seine schöne Farbenpracht. Das Beobachten der Balz fasziniert mich immer wieder. Während der Zeit, in der sich Jungtiere im Nest befinden, wird der Kernbeißer oftmals recht zutraulich.
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