Die Heckenbraunelle

 

Systematik

Klasse: Aves (Vögel)
Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel)

Unterordnung: Passeres (Singvögel)
Familie: Prunellidae (Braunellen)
Gattung: Prunelle
Wissenschaftlich: Prunella modularis

Allgemeines

Heckenbraunellen sind kleine Singvögel, die fast an Ammern erinnern, da sie sich meist im Gebüsch oder in Bodennähe aufhalten und herumhuschen. Im Gegensatz zu der sonst oft verborgenen Lebensweise tragen die Männchen ihren Gesang oft auf Baumspitzen vor.

 

Beschreibung

Die unscheinbare Heckenbraunelle ist mit ihrer ca. 15 cm Länge ein etwa sperlingsgroßer Vogel.

Männchen und Weibchen sind fast gleich gefärbt und sehr schwer zu unterscheiden.

Die Brust, Kehle, ein Teil des Kopfes und die Halsseiten sind bläulichgrau.

Nacken und Oberkopf sind in der Gefiederfärbung bräunlich grau und dunkel gefleckt. Der schlanke, grasmückenähnliche Schnabel mit dickerer Basis ist dunkelbraun, Füße rotbraun, ebenso die Iris.

Die Mitte der Unterseite ist schmutzig weißgrau, die Seiten rotbraun gestreift. Der Schwanz und Bürzel sind braun.

Die Jungvögel sind heller gefärbt und stärker gefleckt als die Altvögel. Der bläulich graue Anflug fehlt noch.

Im Bezug auf eine eindeutige Geschlechtsbestimmung der Heckenbraunelle rate ich auf eine DNA-Federanalyse.

 

Neben der Heckenbraunelle kommt in Europa eine weitere Braunelle vor, die Alpenbraunelle. Diese hat ein wesentlich kleineres Verbreitungsgebiet und ist vom äußeren Erscheinungsbild der Heckenbraunelle deutlich zu unterscheiden.

 

 

Lebensraum in der Natur

Die Heckenbraunelle ist, bis auf kleine Vorkommen in der Türkei und im Iran, eine reine europäische Vogelart. Ihr Vorkommen erstreckt sich vom Ural bis fast zum Eismeer. In Südeuropa wird deren Verbreitung lückenhafter. In Neuseeland wurde sie eingebürgert.

Als Lebensraum dienen Wälder mit Unterbewuchs (Fichten), Gärten, Gebüsche, Hecken, Friedhöfe und Parks.

Als Futter dienen ihr hier Insekten und deren Larven, Spinnen, Weberknechte, Schnecken. Im Winterhalbjahr weicht die Heckenbraunelle jedoch mehr auf Sämereien aus, wie z.B. Mohn, Vogelmiere, Erlensamen, Beeren, etc.

 

Haltung und Zucht in Menschenobhut

Im Bezug auf Haltung und Fütterung stellt die Heckenbraunelle auch einen Anfänger in der Weichfresserzucht vor keine allzu großen Schwierigkeiten. Als Mindestgröße rate ich eine bepflanzte Voliere mit einer minimalen Grundfläche von 1 x 2 m bei einer Höhe von 2 m.

Der Gesang ist sehr melodisch. In einer dicht bewachsenen Voliere fühlt sich die Heckenbraunelle am wohlsten. So kann sich das Paar auch bei evtl. Streitereien aus dem Weg gehen.

Meine Heckenbraunellen leben das ganze Jahr hindurch mit anderen Vogelarten zusammen in einer gut bepflanzten Außenvoliere mit einer Größe von 9m x 4 x mit einer Höhe von 2,70 m. Ein Schutzhaus ist nicht angeschlossen. Jedoch ist ca. ein Drittel der Voliere wind- und wettergeschützt.

 

Zucht und Fortpflanzung

Schon im April beginnt die Brutzeit. Man hört nun zunehmend den Gesang des Männchens. Es sitzt mit zuckenden Flügeln und Schwanzfedern, dabei mit gesträubtem Gefieder in der Nähe des Weibchens.

Ab diesem Zeitpunkt muss genügend Nistmaterial vorhanden sein in Form von Kokosfasern, Moos, Reisig, Tierhaaren, etc.

Das Nest wird oftmals in Bodennähe oder knapp über dem Boden errichtet, aber auch in einer Höhe von 1,8m haben sie schon gebaut. Am Liebsten werden die Nester in kleinen Fichten oder Nadelbäumen errichtet. Ab und an werden Nisthilfen angenommen, am Liebsten in Form von Kanariennistkörbchen.

Das fest gefügte Moosnest hat einen Unterbau aus Reisig und ist meist sehr gut getarnt.

Im Abstand von jeweils einem Tag legt das Weibchen ihre 4-6 einfarbig hellblau gefärbten Eier, welche ca. 13 Tage alleine vom Weibchen bebrütet werden. Nur zur Futteraufnahme verlässt es das Nest. Gelegentlich wird es aber vom Männchen auf dem Nest gefüttert.

Sofort nach dem Schlupf der Jungtiere wird sich zeigen, ob die Altvögel die Jungen anfüttern. Gerade bei Heckenbraunellen macht dies oft Probleme. Schon des Öfteren hatte ich das Problem, dass die Altvögel die Jungen direkt nach dem Schlupf aus dem Nest warfen. Sind erst einmal die ersten 3-4 Tage überstanden, macht die weitere Aufzucht an sich keine weiteren Probleme mehr.

Die Jungtiere werden in den ersten Tagen nur ab und zu vom Männchen gefüttert, später steigert sich dieses aber. Das Weibchen füttert in der Regel von Anfang an. Eine Beringung mit 2,8mm BNA-Ringen sollte zwischen dem 4. und 6. Tag erfolgen.

Nach ca. 13 Tagen verlassen die jungen das Nest und werden noch ca. 14 Tage von den Altvögeln versorgt. Oft sind die Elterntiere dann schon wieder mit dem Nestbau beschäftigt. In dieser Phase füttert ausschließlich das Männchen die Jungvögel. Nachdem diese dann selbstständig sind, sollten sie aus der Voliere entfernt werden, um die Folgebrut nicht zu stören.

 

Nahrung

Von der Fütterung her ist die Heckenbraunelle ein recht anspruchsloser Vogel. Als Hauptfutter reiche ich täglich eine selbst hergestellte Weichfuttermischung, welche abwechselnd mit Hüttenkäse, geriebenem Apfel, Karotte oder Magerquark angereichert wird. Somit ist es noch bekömmlicher und wertvoller. Jedoch sollte das fertige Futter dann nur erdfeucht und leicht krümelig sein da es die Tiere sonst nicht aufnehmen. Im Kühlschrank hält es sich etwa eine Woche, so dass man sich einen kleinen Vorrat erstellen kann. Ich bereite es dennoch jeden morgen frisch zu. Das ganze wird durch Früchte, Beeren und Obst ergänzt, wovon sie ab und an auch gerne naschen. Im Winter mische ich unter das oben beschriebene Weichfutter ein paar mit einem Vitaminpräparat benetzte Mehlwürmer. Abwechselnd können diese mit Futterkalk oder Bierhefe bestäubt werden, was durch das Vitaminpräparat gut an ihnen haftet. Im Frühjahr ergänze ich das Weichfutter abwechselnd mit gekochtem Rinderherz, Eigelb usw. Nun ist es an der Zeit die animalische Kost langsam zu erhöhen.  Als Lebendfutter stehen hierbei zur Verfügung: Ameisenpuppen, Ameisen, Mehlwürmer (mit Vitaminpräparat behandelt), Pinkymaden oder andere Fliegenmaden, Wachsmottenlarven, Mückenlarven, Drohnenbrut, etc. In den ersten Tagen werden sehr gerne Drosophila an die Jungtiere verfüttert, die ich in Einmachgläsern selber züchte und in der Voliere verteile. Zu „Spitzenzeiten“ stehen in meiner Futterküche ca. 100 Einmachgläsern voll mit Drosophila.

Ab ca. dem dritten Tag werden auch Pinkies, Buffalos und kleine Mehlwürmer sowie Heimchen an die Jungtiere weiter gegeben. Um möglichst gut an fliegende Insekten zu gelangen, habe ich im Garten 2 Lebend-Insektenfallen installiert. Somit stehen den Heckenbraunellen und natürlich den Jungen frisch gefangene Insekten zur Verfügung.

Besonders wertvoll für die Aufzucht der Jungtiere ist die Gabe von frischem Wiesenplankton.

 

Nach der Brutzeit wird die animalische Kost wieder stark reduziert und dafür mehrere Beeren zugefüttert, welche uns dann ja in reichhaltiger Auswahl zur Verfügung stehen. Sehr schnell wird man feststellen, welche Sorten bevorzugt werden. Sehr gerne wird Feuerdorn, Liguster etc. aufgenommen. In den Wintermonaten ernähren sich Heckenbraunellen gerne auch von Körnerfutter, wie z.B. Perillasaat, Hirse, etc. Da sie im Winter in den großen Volieren zusammen mit Stieglitz und Kernbeißer leben, steht ihnen dieses Körnerfutter unbegrenzt zur Verfügung. Abgesehen von dem oben aufgeführten Futter stehen den Heckenbraunellen auch Salat, Löwenzahnköpfe, Apfel oder Birne und generell die verschiedensten Obstsorten zur Verfügung. Eine Auflistung der Futterpflanzen finden Sie hier .

Täglich frisches Wasser zum Baden und Trinken getrennt dürfte wohl selbstverständlich sein.

 

Ausklang

Heckenbraunellen besitzen zwar ein recht schlichtes Gefieder, der Gesang aber ist sehr angenehm. Hat man ein harmonisierendes Paar, gelingt die Nachzucht meist recht gut. Wichtig ist, dass genügend und abwechslungsreiches Lebendfutter angeboten wird.